Wenn Dich jemand fragt...
An dieser Stelle entsteht eine neue Reihe: "Wenn dich jemand fragt...". Wir möchten versuchen, christliche Begriffe mit einfachen Worten zu erklären. Über Fragen und Anregungen freuen wir uns!
Ihr, euer Redaktions-Team Niederschelden.
Wenn dich jemand fragt, was ist reformiert?
Dann fällt mir als Erstes der Reformationstag ein, jedes Jahr am 31. Oktober. Jedes Kind wusste bis vor kurzem, dass damit an Martin Luthers 95 Thesen erinnert wird, die er 1517 an der Wittenberger Schlosskirche „anschlug“ (also veröffentlichte), um eine Diskussion zur Erneuerung der Kirche nach der Heiligen Schrift anzuregen.
Aber was ist reformiert? Warum ist unsere Emmaus-Kirchengemeinde „Evangelisch-Reformiert“? „Reformieren“ heißt „umgestalten“, „wieder in Form bringen“. Genau darum ging es Martin Luther, aber auch Ulrich Zwingli und vielen anderen Theologen nach 1500. Sie merkten nach intensivem Bibelstudium, dass den meisten Menschen in der derzeitigen Form der Kirche der Trost und die befreiende Wirkung des Evangeliums gar nicht mehr klar werden konnten. Latein als Gottesdienstsprache, dadurch Passivität der Gläubigen, fehlende Predigten und Angst vor Fegefeuer und Hölle verdeckten für viele die frohmachende Botschaft. Aus Angst wurden Ablassbriefe gekauft, für die Gläubigen selbst und sicherheitshalber für alle verstorbenen Verwandten, um vor Fegefeuer und Hölle zu retten. Mit dem Geld wurde aber nur der Neubau der Peterskirche in Rom gerettet. Der Papst warf alle, die gegen diese Form protestierten, die „Protestanten“, aus der von Rom bestimmten Kirche hinaus. So bildeten sich neue, auf das Evangelium bezogene, „evangelische“ Kirchen, mit Gottesdienstsprache Deutsch, deutscher Predigt und neuen Liedern, die nicht nur in der Kirche gesungen wurden.
Luther und die nach ihm benannten „Lutheraner“ hielten sich noch mehr an die alte Ordnung mit Fürsten und Bischöfen. Im Schweizer und oberdeutschen Bereich wurde noch klarer, radikaler auf alles verzichtet, was nicht biblisch begründet war. Jede noch so schöne Tradition, aber auch alles Neue wurden überprüft und fallen gelassen, wenn sie nicht dem Evangelium und seiner Mitte, Christus, entsprachen. Mit Zwingli, Calvin, Bullinger, Zell, Bucer, Oekolampad, Ursin u.a. wurden keine Menschennamen neben das Evangelium gestellt. Die neue Kirche hieß einfach „reformiert“, „nach Gottes Wort reformiert“.
„Gottes Wort“ ist bewusst das Alte und das Neue Testament, Psalmen werden als Gebete und als Lieder besonders wichtig, Psalmen, die uns auch heute noch im Inneren berühren: „Der Herr ist mein Hirte“, aber „das Wasser steht mir bis an die Kehle“… Gott loben ist die Aufgabe der Gemeinde, und das im Blick auf die jeweilige Situation. Die Kirche lebt und verändert, reformiert! sich ständig, „semper reformanda“.
Wichtig wird auch das Bilderverbot, weil der lebendige Gott und das Erleben mit ihm nicht von Menschen in Bilder gefasst werden können – also sind in reformierten Kirchen meist keine Bilder, die von der Predigt, dem Zentrum des Gottesdienstes, ablenken könnten. Auch die Liturgie, die Ordnung des Gottesdienstes, wird vereinfacht, damit die Predigt das Wichtigste bleibt.
Die Gemeinden in der „nach Gottes Wort reformierten“ Kirche sind seit Calvin, spätestens seit der Emder Synode 1571, bewusst selbstständig, geleitet von einem Presbyterium, das die Gemeindeglieder wählen und das dann für alles, auch die Wahl eines Pfarrers, zuständig ist. Basis-demokratisches Denken beginnt. Nur das, was die einzelne Gemeinde nicht regeln kann, wird an die gewählte Synode (Kreis, Land) weitergegeben und eventuell dann an die Kirchenleitung. Die Leitung ist geschwisterlich, nie hierarchisch, Pfarrpersonen stehen nicht über, sondern in der Gemeinde. „Keine Gemeinde darf über eine andere, kein Gemeindemitglied über ein anderes Vorrang oder Herrschaft beanspruchen.“ (Emdener Synode) Diese presbyterial-synodale Grundordnung gilt auch heute noch in unserer Landeskirche.
Im 16. Jahrhundert entstehen auch neue Zusammenfassungen des christlichen Glaubens, Katechismen, Unterrichtswerke für Kleine und Große. Im bei uns gebräuchlichen Heidelberger Katechismus wird besonders betont, dass Glaube ein Geschenk Gottes ist und dass alles Tun des Menschen aus Dankbarkeit für Gottes Liebe geschieht. So schieben Christen nicht das, was sie tun könnten, „denen da oben“, dem Staat, zu, sondern sie beten für die gewählten Amtsträger und setzen sich selbst für Gerechtigkeit und Frieden ein. „Weil sich Gott zu den Niedrigen bekannt hat, darf die Kirche nicht nur mit den Einflussreichen und Mächtigen paktieren, sondern hat Anwältin der Schwachen zu sein.“ ( Plasger, www.reformiert-info.de). 1982 lösten Reformierte mit „ein NEIN ohne jedes JA zu Massenvernichtungswaffen“ eine intensive Debatte zu Friedensfragen aus, die bis heute aktuell ist.
Im Marburger Religionsgespräch 1529 versuchten Luther und Zwingli und ihre Mitstreiter eine Einigung aller Protestanten, was in 14 Punkten gelang. Nur beim Abendmahl war man verschiedener Meinung, so dass man doch getrennte Wege ging. Im 19. Jahrhundert drangen die Staaten, in denen es verschiedene evangelischen Konfessionen gab, auf Union. Die unierten Kirchen entstanden, in denen aber reformierte Minderheiten bestehen bleiben konnten.
In der Leuenberger Konkordie 1973 einigten sich die reformierten, lutherischen und unierten Kirchen weltweit auf Abendmahlsgemeinschaft und Anerkennung der Ämter untereinander, unter Achtung der jeweilig verschiedenen Ansichten. Unterschiede sieht man nicht mehr kirchentrennend, sondern bereichernd, „versöhnte Verschiedenheit“. Beim Abendmahl, dem alten Streitpunkt, gilt jetzt: „Wenn Gott einlädt, brauchen die Gäste nicht zu diskutieren“.
Weltweit gibt es etwa gleich viele Lutheraner wie Reformierte, in Deutschland sind es weniger. Die ERK und die Lippische Landeskirche sind reformiert, in den „unierten“ Landeskirchen gibt es viele reformierte Kirchenkreise, ref. Gemeinden und ref. Einzelpersonen. Diese alle sind im Reformierten Bund zusammengeschlossen, der durch Hauptversammlungen, Besuche des Moderators Bernd Becker (zB Reformationstag 2022 in Siegen) und viele thematische Veröffentlichungen in Buchform oder auf www.reformiert-info.de hilft, immer neu die Frage zu beantworten: Was ist reformiert?
„Wer nicht will, dass die Kirche sich verändert, der will nicht, dass sie bleibt.“ (Gustav Heinemann)
Wenn dich jemand fragt: „Was ist die Taufe?”
„Was ist die Taufe?“. Eigentlich ist das doch leicht. Taufe ist, wenn die Familie zusammen kommt, alle in der Kirche sitzen und ein Kind oder ein Erwachsener mit Wasser begossen wird. Dabei sagt der Pastor die Worte, die auf keinen Fall fehlen dürfen: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das ist Taufe. Oder?
Aber was passiert denn da eigentlich, wenn wir Menschen – die bisher nicht getauft sind – taufen? Martin
Luther hat es mal so gefragt: „Was gibt und nützt die Taufe“? Und dann beantwortet er die Frage so: „Die Taufe
wirkt die Vergebung der Sünden und gibt das ewige Leben, allen die es glauben“. Das sind große Worte aber
ich glaube da steckt ganz viel drin. An anderer Stelle vergleicht Martin Luther die Taufe mit einem Bund,
den Gott mit den Menschen schließt. So wie beim Ehebund – bei dem zwei Menschen „Ja“ zueinander sagen
– genauso sagt in der Taufe Gott „Ja“ zu mir. Und dieses „Ja“ hat dann ganz viele Auswirkungen auf mein Leben.
Ich kann mir von meiner Taufe an sicher sein, dass mein Leben in Gottes Hand liegt. In der Taufe werde ich zu
seinem Kind und das ist ein Status, den ich nie wieder verlieren kann. So sicher und klar wie ich damals das
Wasser auf meinem Kopf gespürt habe, so sicher und klar steht Gottes Versprechen: „Du gehörst zu mir“. Es
gibt eine Geschichte, dass Luther immer dann, wenn er ins Zweifeln kam und Gott nicht fühlte, auf seinen Bürotisch
strich, auf dem ein paar Worte eingeritzt waren: „Ich bin getauft auf deinen Namen. Ich bin dein.“ Woran
erkenne ich, ob Gott es gut mit mir meint? Ob er zu mir hält, trotz meiner Zweifel? An meiner Taufe. Weil Gott es
mir in meiner Taufe versprochen hat, lässt er mich nicht alleine – auch wenn ich das gerade nicht fühle. Und dieses
Versprechen gilt auch, wenn sich mein Leben hier auf Erden dem Ende entgegen neigt. So sicher wie es mir
damals durch das Wasser hindurch – vor vielen Zeugen – zugesagt wurde, so sicher führt mich mein Vater im
Himmel auch durch meine letzten Stunden hindurch zu einem neuen Leben mit ihm. So gibt mir die Taufe
ein Versprechen, dass vielleicht viele aus der Konfirmationszeit kennen: „Dass ich mit Leib und Seele, beides,
im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin.“
Wenn dich jemand fragt, was ist ein(e) Presbyter(in)?
Unsere Presbyter:innen leiten die Emmauskirchengemeinde.
Das heißt, sie treffen sich regelmäßig (i.d.R.
einmal im Monat) um die Gemeindeentwicklungen zu
besprechen und zu gestalten oder Beschlüsse zu Mitarbeitern,
Finanzen oder Gebäuden zu treffen.
Die Presbyter:innen sind ganz normale Gemeindemitglieder
wie du und ich, die unterschiedlichen Berufen
nachgehen und sich ehrenamtlich mit ihren Begabungen
und Fähigkeiten im Leitungsgremium unserer
Gemeinde einbringen.
Presbyter:innen legen gemeinsam mit den Pfarrer:innen
Gottesdienste fest und organisieren das Sammeln
der Kollekte. Sie wählen den/die Pfarrer:in, verantworten
die Kirchenmusik genauso wie Kinder-, Jugend-,
Senioren-, und Konfirmandenarbeit.
Manche Presbyter:innen engagieren sich darüber hinaus
in verschiedenen Ausschüssen der Gemeinde oder des
Kirchenkreises. Bei uns übernehmen Presbyter:innen
auch häufig die Lesungen im Gottesdienst.
Manche Aufgaben sind jedoch nicht nur den Presbytern
vorbehalten. Grundsätzlich legen wir Wert darauf,
dass Viele unsere bunte Gemeinde mitgestalten.
Darum engagieren sich viele Ehrenamtliche auch als
Nicht-Presbyter in unseren 4 Bezirksausschüssen oder
als fachkundige Gemeindeglieder in verschiedenen
Gemeindeausschüssen wie dem Ausschuss für Kindertageseinrichtungen,
der Kinder- und Jugendarbeit,
dem Bauausschuss, dem Ausschuss für Diakonie, dem
Finanzausschuss oder dem Fachausschuss Verkündigung,
Mission, Ökumene und Kirchenmusik. Sie unterstützen
die Presbyter:innen bei ihren vielfältigen Aufgaben
in der Gemeindeleitung. Vielleicht ist da auch
was für dich dabei, dann melde dich gerne bei uns.
Die neuen Presbyter:innen wurden im März in ihr Amt
eingeführt. In jedem Bezirk haben sich 2 Männer und
2 Frauen bereiterklärt, ihre Gaben und ihre freie Zeit für
unsere Gemeinde einzubringen. Alle freuen sich auf die
neuen Herausforderungen. Sprecht die Presbyter:innen
gerne an bei Wünschen, neuen Ideen, Kritik oder Unterstützung!
Wenn dich jemand fragt: „Was bedeutet eigentlich Pfingsten”?
Am 50. Tag nach Jesu Auferstehung, also 50 Tage nach Ostern, feiern wir das Pfingstfest. An diesem Tag kam der heilige Geist auf die Jünger und auf die Apostel herab. Plötzlich konnten die Apostel fremde Sprachen sprechen und die christlichen Botschaften in vielen Sprachen verkünden. Ist das nicht ganz wunderbar?
Viele Menschen sagen auch, Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche.
Auch heute noch wohnt der heilige Geist in uns. Darum glauben wir an die Dreieinigkeit "Vater", "Sohn" und "heiliger Geist".
Dazu haben wir ausgesprochen schöne und passende Bibelverse ausgesucht. Ihr lest sie hier in der etwas vereinfachten Form der Bibel "Hoffnung für alle".
Galater 5, Verse 22,23,25,26
22) Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue,
23)Nachsicht und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch auch so? Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern!
25)Durch Gottes Geist haben wir neues Leben, darum wollen wir uns jetzt ganz von IHM bestimmen lassen!
26)Prahlen wir also nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen, denn dadurch rufen wir nur Kränkungen und Neid hervor.
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